Die Idee von faltbaren Kajaks ist alles andere als neu. Schon seit langer Zeit sind Faltkajaks im Einsatz. Dementsprechend ausgereift ist auch dieses Konzept des Bootstyps. Heute überzeugen Hersteller von Faltbooten vor allem mit dem Einsatz neuer Materialien und besseren Konstruktionsweisen.
Was ist ein Faltkajak und wie ist es aufgebaut?
Ein Faltkajak ist ein Faltboot, welches prinzipiell aus zwei Hauptelementen besteht, dem Gerüst und der Bootshülle. Dabei gibt das Gerüst dem Boot seine Form und Steifigkeit. Die Hülle wird über das Gerüst gezogen und sorgt für den notwendigen Auftrieb und Schutz. Nach dem gleichen Prinzip bauten schon damals die Eskimos ihre Kajaks. Dafür stellten sie das Gerüst aus Holz her und überzogen es mit Tierfellen.
Auch heutzutage setzen einige Hersteller noch auf die traditionellen Holzgerüste, welches bei den meisten Herstellern aus amerikanischer Weißesche und verleimtes Birkensperrholz besteht. Dieses wird tauchlakiert, damit es seewasserbeständig ist. Andere Hersteller verwenden Aluminium oder Carbon für das Gestänge, wodurch nochmal eine gewisse Gewichtseinsparung möglich ist.
Die Boothaut setzt sich zusammen aus Unterschiff und Abdeckungen. Hierbei sind oft PVC/PU-Mischungen im Einsatz. Traditionelle Hersteller greifen gerne bei dem Unterschiff auf eine Kautschukmischung zurück und für das Verdeck auf imprägnierte Baumwolle.
Faltkajaks werden heutzutage aufgrund der hohen Flexibilität in Bezug auf Transport und Lagerung gekauft. Die meisten Modelle sind in einem Transportrucksack verstaubar und somit in Bus und Bahn zur nächsten Paddelregion transportierbar. Auf die Notwendigkeit eines Autos kann hier meist verzichtet werden. Man muss zudem nicht mehr zwangsläufig zum Ausgangspunkt der Tour zurückkehren. Lagern lässt sich das Boot dann schließlich im Keller oder in der Wohnung. Auf eine Garage oder einen Liegeplatz im Bootshaus kann somit ebenfalls verzichtet werden.
Aus diesen Gründen entscheiden sich heutzutage viele Paddeleinsteiger unter anderem für ein kompaktes Faltkajak. Insbesondere wenn man in einer Großstadt wohnt, wo man nicht viel Platz hat und durch die gute ÖPNV-Anbindung kein Auto besitzt, ist ein solches Faltkajak oft die einzige Möglichkeit, um selbst ein Boot zu besitzen.
Ein Faltboot muss aber nicht unbedingt gleich nach der Paddeltour abgebaut werden. Wenn man mit dem Boot im Urlaub fährt, kann man das Kajak auch ruhig über die Zeit aufgebaut lassen und es beispielsweise mit dem Auto von Ort zu Ort transportieren.
Obwohl es sich nicht um ein Festrumpfboot handelt, muss sich ein faltbares Boot auf gar keinen Fall bezüglich Fahreigenschaften verstecken. Faltbare Kajaks haben eine feste Kielstruktur und einen guten Tiefgang und weisen somit ähnlich gute Laufeigenschaften wie ein Festrumpfboot auf. Lediglich für den Auf- und Abbau ist zusätzliche Zeit einzuplanen.
Da der eine oder andere schnell von dem aufwändigen Aufbau eines Faltbootes abschreckt sein kann, bieten einige Hersteller auch Hybridvarianten an. Dabei handelt es sich um eine Kombination aus Falt- und Schlauchkajak. Die Seitenwände des Bootes bestehen aus Luftkammern und der Boden aus einer stabilen Plane. Die Stabilität und Steifigkeit des Bootes wird schließlich durch das Einsetzen eines kleinen Gestänges hergestellt.
Einsatzgebiete von Faltkajaks
Faltkajaks können prinzipiell überall dort eingesetzt werden, wo auch herkömmliche Festrumpfkajaks zum Einsatz kommen. Jedoch muss man hier etwas nach Kajaktypen differenzieren. Die sehr kurzen und breiten Wildwasserkajaks gibt es beispielsweise nicht als Faltvariante, da die Faltkonstruktion einen extremen Wildwassereinsatz nicht möglich machen würde. Bei kleineren Wildwasserstufen ist der Einsatz einiger Faltboote möglich, wie z.B. das nortik Scubi 1 XL. Durch den flexiblen Boden reitet das Boot förmlich über die Wellen.
Abgesehen von dem eingeschränkten Einsatz im Wildwasser lassen sich jedoch Faltkajaks für sämtliche Paddelgewässer uneingeschränkt nutzen. Durch die sehr guten Laufeigenschaften und den guten Tiefgang eignen sie sich hervorragend als Tourenkajaks für das Paddeln auf größeren Seen oder an der Küste.
Aber auch für die Paddeltour auf dem kleinen ruhigen See um die Ecke eignen sich Faltkajaks gut. Zu berücksichtigen gilt hier nur die etwas längere Aufbauzeit der meisten Boote.
Vor- und Nachteile von Faltkajaks
Wir haben schon den ein oder anderen Vor- und Nachteil von einem Faltkajak erwähnt. Nichtsdestotrotz möchten wir die Stärken und Schwächen hier noch einmal kurz zum Vergleich gegenüberstellen. Am meisten punkten Faltboote in Sachen Transport und Lagerung ohne dabei wirklich Abstriche bei den Fahreigenschaften zu machen. Der klare Nachteil ist der eher aufwändigere Auf- und Abbau. Vor allem beim ersten Aufbau sollte man hier ordentlich Zeit einplanen bzw. es schon zu Hause geübt haben.
Vorteile
+ gute Steifigkeit + ausgeformter Rumpf + einfacher Transport und Lagerung + gute Laufeigenschaften
+ passt sich Wellen an
Nachteile
– lange Auf- und Abbauzeiten – hohe Anschaffungskosten – Pflegeaufwand des Gestänges
Wie viel kostet ein Faltkajak?
Prinzipiell kann man sagen, dass ein Faltkajak mindestens genauso viel wie ein Festrumpfkajak kostet und in vielen Fällen auch den Preis eines Festrumpfkajaks übersteigen kann. Die Preisspanne ist aber auch hier je nach Hersteller sehr unterschiedlich. Auch spielen andere Faktoren beim Preis eine Rolle, ob es beispielsweise ein 1 Person oder Mehrpersonen-Kajak ist oder wo es produziert wird.
So ist das günstigste Faltkajak sicherlich das 1 Person Nortik Scubi 1, welches aber eher ein Hybridkajak ist, da es eine Kombination aus Falt- und Schlauchboot ist. Dieses ist bereits für unter 700€ zu haben. Ansonsten liegt der Preis für Faltkajaks oft zwischen 1000€ und 3000€. Einige Boote können auch bis zu 5000€ kosten.
So entscheiden sich oft viele Leute auch schon aufgrund des Preises gegen ein Faltkajak und eher für ein Schlauchkajak. Aber es muss auch nicht immer ein neues Boot sein. Wer dennoch ein Faltboot möchte, aber nicht so viel Geld dafür ausgeben kann, sollte auch ruhig mal auf Ebay Kleinanzeigen schauen, ob nicht in der Region jemand sein Boot loswerden möchte.
Hersteller von Faltkajaks
Da Faltkajaks schon eine lange Tradition im Bootbau genießen, gibt es dementsprechend auch eine gewisse Anzahl an Herstellern, die wir euch im Folgenden näher vorstellen möchten.
Klepper
Der Hersteller mit der längsten Tradition ist wohl Klepper mit Sitz in Rosenheim. Vor ungefähr 100 Jahren legte sein Gründer Johann Klepper den Grundstein mit der Serienproduktion von Faltbooten. 2013 wurde leider die Produktion nach Polen verlagert, aber auch heute noch steht die Marke für sehr hochwertige Faltkajaks im Faltkajakbereich. Das hat auch seinen Preis und dementsprechend sind die meisten Modelle nicht unter 3000€ zu haben. Wer ein Klepper kauft, der investiert also langfristig in sein Paddelhobby.
Beim Gerüst setzt man bis heute auf ein Holzgerüst, welches dreifach tauchlackiert ist. Dies sorgt dafür, dass es nicht nur seewasserbeständig ist, sondern auch den härtesten Belastungen widersteht. Bei einigen Modelle findet man aber auch ein Carbongerüst vor. Das Deck wird aus imprägenierter Baumwolle gefertigt, welche wasserdicht und fäulnishemmend ist. Bei der Bootshaut gibt es zwei verschiedene Varianten. Für die Boote mit grauem Unterboden wird Kautschuk und CSM (chlorsulfoniertes Polyethylen) eingesetzt. Bei Booten mit schwarzem Unterboden wird TPU (mit Polyurethan beschichtetes Polyestergewebe) verwendet.
Das bekannte Steck- und Schnappsystem von Klepper für sein Gerüst verspricht einen relativ schnellen Aufbau von 15 Minuten für geübte Paddler. Der Hersteller bietet auch die Möglichkeit des Verleihs an, falls man beispielsweise für seine nächste Expedition ein sehr gutes Faltkajak braucht. Dass Klepperboote extremen Situationen trotzen können, hat Dr. Hannes Lindemann in der 60er Jahren bewiesen, der mit einem Faltboot dieser Marke den Atlantik überquerte.
nortik
nortik ist eine Marke der deutschen Firma Out-Trade, die über Outdoor-Fachgeschäften vertrieben wird. Sie haben zwar nicht eine so eine lange Tradition wie Klepper, aber dennoch ein beeindruckendes Sortiment an Faltbooten. Gefertigt werden die Boote von einem Partner in Russland. Der Fokus liegt auf Freizeit- und auf Expeditionspaddler.
Mit der Einführung von Hybridbooten versucht man auch Interessenten zu überzeugen, die sonst vor der langen Aufbauzeit eines Faltkajaks zurückschrecken. Das scubi 1XL und scubi 2XL sind hier zwei Beispiele dieser Reihe, wobei die Seitenwände aus aufblasbaren Schlauchkammern bestehen und der Boden aus einer Bootshaut, die durch ein Gestänge in Form gehalten wird.
Selbst gepaddelt und getestet haben wir bereits folgende Boote:
Packboats
Packboats ist eine amerikanische Marke, die ebenfalls über Out-Trade in Deutschland vertrieben wird. Den Hersteller gibt es seit 1995 auf dem Markt. Anfangs wurden ausschließlich Faltkanadier gefertigt, kurze Zeit später wurde das Sortiment um Faltkajaks ergänzt. Packboats bietet Boote sowohl für Freizeitpaddler als auch für Expedititonspaddler.
Erschienen sind mittlerweile drei verschiedene Serien: Kajaks laufen unter den Serien Puffin und Quest. Kanadier werden unter der Serie PakCanoe zusammengefeasst. Wer ein sehr leichtes und kompaktes 1 Person Faltkajak für den Freizeitgebrauch sucht, sollte sich das Puffin Saco anschauen. Es wiegt unter 10kg und passt in einer größeren Sporttasche.
Pouch
Pouch entstand ursprünglich in der ehemaligen DDR aus dem VEB (volkseigener Betrieb) Kunststoff- und Textilverarbeitungswerk Pouch. 1953 gegründet, entwickelte sich der Markenname schnell zum Synonym für Faltboot in der DDR. Nach der Wende musste das Unternehmen leider in die Insolvenz gehen. 2016 kam der Neustart und mittlerweile gibt es auch wieder Pouch Boote auf dem Markt. Laut Herstellerangaben ist man zudem der einzige Hersteller, der noch seine Faltboote in Deutschland fertigt. Dies ist auf jeden Fall sehr zu begrüßen.
Kaufen kann man die Boote direkt beim Hersteller. Jedoch wird bei allen Modellen eine Lieferzeit von 60 Tagen angegeben. Man sollte den Kauf also schon im Vorfeld der Saison planen. Wahrscheinlich produziert der Hersteller derzeit auf Bestellung.
Triton advanced
Tiron advanced ist die dritte Marke im Bunde, die von der Out-Trade GmbH in Deutschland vertrieben wird. Triton ist ein Hersteller von Faltbooten aus Saint-Petersburg. Unter der Bezeichnung Triton advanced werden Boote hersgestellt, die in Kooperation mit Out-Trade entstanden sind und auch nur ausschließlich über Out-Trade in Europa vertrieben werden.
Typisch für die Faltkajaks ist das abnehmbare Verdeck. Damit kann das Boot nicht nur einfach be- und entladen werden, sondern es kann sowohl offen als auch geschlossen gepaddelt werden. Die Bootshaut besteht aus einer widerstandsfähigen PVC/PU-Mischung und das Gestänge besteht aus Aluminium.
Das Besondere an den Triton advanced Booten ist, dass sämtliches Zubehör bereits in der Grundausstattung enthalten ist, d.h. unter anderem Steueranlage, Packrucksack, abnehmbares Verdeck, Sitze, D-Ring, installierte Kiel- und Verstärkungsstreifen und Reparatur-Set. Das ist nicht nur praktisch, sondern sollte auch im Preisvergleich mit anderen Faltkajaks berücksichtigt werden.
Alternativen zu Faltkajaks
Wie schon vorher erwähnt, schrecken viele Leute vor die hohen Anschaffungskosten und die oft langen Aufbauzeiten eines Faltbootes zurück. Eine Alternative kann es sein auf ein Festrumpfkajak oder ein aufblasbares Kajak zurückzugreifen. Zudem ist ebenfalls möglich, ein Kanu oder ein Packraft in Erwägung zu ziehen.
Festrumpfkajaks
Wer schon einmal ein Kajak gepaddelt ist, der wird wohl mit hoher Wahrscheinlichkeit in einem Festrumpfkajak gesessen haben. Festrumpfkajaks sind ohne Zweifel am stärksten verbreitet. Verleihstationen führen oft ausschließlich solche Kajaks, da sie besonders langlebig und widerstandsfähig sind. Für einen Kajakverleih an einem See macht auch ein Faltkajak kein großen Sinn, denn die Boote müssen so gut wie nie transportiert werden.
Ein Festrumpfkajak ist wirklich nur eine Alternative für jemanden, der auch ein Auto hat und daheim genug Platz für die Lagerung hat. Wer sein Boot dann doch mal mit in den Urlaub per Flieger nehmen möchte, stößt auch schnell mit solch einem Kajak an seine Grenzen. Wer aber ausschließlich in der Region oder im Idealfall auf dem See in der Nähe des Hauses nach dem Feierabend oder am Wochenende paddeln möchte, der ist mit einem Festrumpfboot bestens bedient.
Schlauchkajaks
Neben Faltkajaks zielen auch Schlauchkajaks auf die gleiche Zielgruppe ab. Naturfreunde ohne Auto und die dennoch ihr eigenes Boot überall mithin nehmen möchten. Schlauchkajaks haben zwar den Ruf, dass sie schlechtere Fahreigenschaften haben als andere Kajaktypen, aber so groß ist der Unterschied bei wirklich hochwertigen Schlauchbooten nicht. Auch die Besorgnis vieler, dass ein Luftboot zum Sinken verurteilt ist, sobald ein kleiner Schaden am Boot ensteht, können wir nicht teilen. Boote von Gumotex oder Grabner beispielsweise sind sehr robust und können sehr viel wegstecken. Auch verfügen sie über mehrere Luftkammern, was für die vorgeschriebene Sicherheit sorgt.
Viele Einsteiger greifen gerne zu einem Schlauchkajak, da es hier auch Modelle für Einsteiger im niedrigeren Preissegment gibt. Im Vergleich zu Faltkajaks ist der Aufbau um einiges unkomplizierter. Im Grunde sind nur die Luftschläuche aufzupumpen und das Paddeln kann schon losgehen. In unserem Schlauchkajak Artikel erfahrt ihr mehr über diesen Kajaktyp.
Fazit zu Faltkajaks
Faltkajaks sind schon seit vielen Jahrzehnten eine echte Alternative zu Festrumpfbooten. Sie sind kompakt lagerbar und auch ohne Auto transportierbar. Somit hat man die Möglichkeit mit seinem Boot überall Paddeln zu gehen. Aufgrund der höheren Anschaffungskosten richten sich diese Kajaks aber eher an Expeditionspaddlern und Leute, die regelmäßig Touren unternehmen und bei den Fahreigenschaften so gut wie keine Abstriche machen möchten. Der Großteil der Modelle etablierter Hersteller sind qualitativ hochwertig, sodass sie eine lange Lebensdauer versprechen. Wer jedoch erst im Paddelsport einsteigt und sich noch nicht sicher ist, wie intensiv er sich dem neuen Sport widmet, ist unter Umständen mit einem aufblasbaren Kajak besser beraten.
Hallo zusammen,
ich bin auf eure Seite gestoßen und lese sie gerade mit großem Interesse.
Zum Thema Schlauchkanus kann ich auch einige Erfahrungen beisteuern.
Ich besitze einen Grabner Adventure, der mich seit bald 25 Jahren begleitet. Neben vielen Touren in Deutschland und Frankreich bin ich damit vor 4 Jahren den Big Salmon River in Nord-Kanada gefahren. Ob Fluss bis leichtes Wildwasser oder See,
der Adventure macht überall eine gute Figur. Für zugegebenermaßen viel Geld bekommt man ein Boot, an dem man lange Freude hat.
Außerdem habe ich seit 4 Jahren ein Neris Smart, ein Hybrid Einerkajak, das ein Gewicht von nur 16kg mit sehr guten Fahreigenschaften verbindet.
Damit bin ich auf verschiedenen Flüssen sowie Bodensee und Mecklenburger Seenplatte unterwegs gewesen. Ausrüstung für 1-2 Wochen unterzubringen ist kein Problem.
Hallo Carsten,
schön zu hören! Vielen Dank für das Teilen deiner Erfahrungen 🙂
Viele Grüße
Sebastian
Hallo, vielen Dank für den super Bericht! Ich bin noch Neuling (erst ein paar kürzere Touren gemacht) und würde mir jetzt gerne mein erstes eigenes Kajak kaufen. Könnt Ihr mir dazu ggf. Tipps geben?
Es sollte ein Falt- oder schlauchkajak sein und genügend Stauraum (nach Möglichkeit auch wasserdicht) für mehrtägige Touren (5-9Tage) bieten. Ich fahre hauptsächlich auf Seen und kleineren Flüssen, ein Einsatz auf dem Meer ist eher unwahrscheinlich. Habt ihr eine Empfehlung für mich?
Liebe Dank und schöne Grüße
Franziska
Hallo Franziska,
da gibt es so viele Möglichkeiten, z.B. Boote von Grabner, Gumotex, nortik… Eine wasserdichte Gepäckverstauung erreichst bei Luft- und Faltkajaks, indem du wasserdichte Packsäcke verwendest. Ich würde darauf achten, dass das Kajak ein Verdeck hat oder es mit einem Verdeck optional nachgerüstet werden kann. Gerade bei einer mehrtägigen Tour kann es mal einen verregneten Tag geben. Mit einem geschlossenen Kajak ist das dann kein Problem. Ein weiterer Vorteil eines Verdecks ist, dass du nicht nur im Boot sondern auch auf dem Verdeck anbringen kannst. Ansonsten hängt stark von deiner Campingausrüstung ab, wie viel Stauraum dein Boot haben sollte.
Viele Grüße
Sebastian
Guten Abend,
vielen Dank für die großartigen Beiträge, damit erarbeite ich mir derzeit viele neue Themen im Bereich der Faltkajaks. Ich bin bereits fortgeschrittener Paddler, jedoch bisher ausschließlich in Festrumpfkajaks. Für ein neues Projekt im kommenden Jahr benötige ich allerdings ein Faltkajak. Hierfür bin ich auf der Suche nach einer Faltkajak-Bauform die auch über längere Strecken gut zu tragen ist, ausreichend Geschwindigkeit und kurstreue für etwa einwöchige Touren mit entsprechenden Tagesetappen bietet, mit dem nötigen Platzangebot um Ausrüstung transportieren zu können und auch den ein oder anderen potentiellen Grundkontakt problemlos wegsteckt. Mir ist leider noch nicht ganz klar geworden für welche Eigenschaften/Anwendungen welche Bauform geeignet ist. Könntet ihr z.B. in meinem Fall zu einem klassischen Faltkajak mit Stangenkonstruktion, einem Luftkajak oder einem Hybridkajak aus bestimmten Gründen raten?
Vielen Dank im Voraus für Eure hilfreiche Antwort.
Viele Grüße
Hallo Lars,
da musst am Ende Prioritäten setzen, was dir am allerwichtigsten ist. Wenn du ein Boot über längere Strecken tragen möchtest, sollte ein Kanuwagen auch in Betracht gezogen werden. Da ist dann die Bauform prinzipiell egal und du musst einfach genug Platz im Boot haben, um diesen auch zu transportieren. Spurtreue und gute Geschwindigkeiten haben von Natur die Faltkajaks die Nase vorn aber auch lange Schlauchkajaks können sich sehen lassen. Es gibt in jeder Kategorie ob Festrumpf-/Falt- oder Schlauchkajak Modelle, die deinen Ansprüchen gerecht werden sollten, allerdings einige Punkte sehr gut und andere weniger gut erfüllen. Daher ist das eine Abwägungssache, was dir am wichtigsten ist.
Beste Grüße
Christian
Lieber Sebastian, lieber Christian,
Vielen Dank für eure ausführlichen Berichte. Da es doch sehr viel Information ist, wollte ich fragen, ob ihr mir helfen könnt. Könnt ihr mir eine Empfehlung für ein Schlauchkajak, ein Faltkajak und ein Hybridkajak geben unter folgenden Voraussetzungen. Einzelkajak, mit Spritzdecke, geeignet für See und Meer, aber auch Fluss bis WW2, Stauraum für 2-3 Tage Flusswandern, Preis um die 1000 €. Wir sind keine Anfänger, aber auch keine Profis.
Danke und liebe Grüße
Markus
Hallo Markus,
da fallen mir mehrere Kajaks ein, die in Frage kommen könnten. Ich gebe dir mal ein paar Kajaks als Anregung, die deine Anforderungen größtenteils berücksichtigen. Das Advanced Elements AdvancedFrame, Gumotex Swing 1 oder Gumotex Framura. Das AdvancedFrame hat den Vorteil, dass du es mit einer Backbone (Kielstange) ausstatten kannst, wodurch du bessere Laufeigenschaften auf Seen und im Meer erhältst. Im Wildwasser lässt du die Stange einfach weg. Das Gumotex Framura ist unter den drei Kajaks am schnittigsten, läuft also am besten, ist jedoch auch deutlich kippliger und nur bis Wildwasserstufe 1 geeignet. Das Gumotex Swing 1 ist am besten für Flüsse und bis Wildwasser 2 geeignet, sowie gelegentlich für Seen und Meer. Wer hauptsächlich auf Seen und im Meer unterwegs ist und lange Touren damit macht, für den ist das Gumotex Swing 1 zu träge. Für kleine (Halbtagestouren) und gemütliche Touren jedoch vollkommen ausreichend. Alle drei Kajaks haben ein Verdeck mit Reißverschluss, der nicht wasserdicht ist. Der Süllrand der Boote ist okay, aber nicht mit dem eines Festrumpfkajak, eines nortik scubi oder Itiwit x500 vergleichbar. Eine weitere Alternative wäre das Gumotex Rush 1*, welches sehr gut deine Anforderungen abdecken würde, jedoch bist du mit Verdeck dann deutlich über 1000€.
Mir würde noch etwas einfallen, was deine Anforderungen sehr gut erfüllen würde: 1 Itwit x500 (für Meer, Seen und große / ruhige Flüsse) und 1 Itiwit Packraft für Wildwasser 🙂
Viele Grüße
Sebastian
Vielen Dank Sebastian. Jetzt habe ich genügend Stoff mir die mal in Ruhe anzusehen.
LG
Markus
Lieber Sebastian, ganz herzlichen Dank für deine brauchbaren Infos!
Brigitte
Lieber Christian,
ich bin mittlerweile auf das Rush 1 gestoßen, teuer, aber anscheinend ein Allrounder. Beim Swing 1 stört mich, dass anscheinend doch Wasser reinkommt durch den Reißverschluß.
Was ist eure Erfahrung?
Danke Euch! Brigitte
P.S. Langsam schwirrt mein Kopf vor lauter Booten ;-)!
Hallo Brigitte,
wenn du beim Swing eine Welle aufs vordere oder hintere Verdeck bekommst, dann läuft das Wasser wie ein kleiner Wasserfall in den Innenraum. Das verstärkt sich sogar, wenn Gepäck auf dem Verdeck befestigt ist, weil das Wasser dann zur Seite nicht abfließen kann. Zum Schutz vor Spritzwasser ist das Verdeck dennoch sehr gut. Es kommt darauf an, ob du Wildwasser und Sohlrampen fahren willst. Dann sind die wasserdurchlässigen Reißverschlüsse nervig. Man kann sie mit Gewebeband abkleben, sodass kaum noch etwas durchkommt. Irgendwann löst sich auch das Klebeband, wenn es zu nass ist. Deutlich besser dichtet das Verdeck beim Rush ab. Da kommt so gut wie kein Wasser durch. Ein optionales Verdeck mit Spritzschürze ist jedoch nie zu 100% wasserdicht.
Viele Grüße
Sebastian
Lieber Christian,
ganz herzlichen Dank für den Tipp. Dann schaue ich mir auf jeden Fall mal das Swing 1 an.
Schönen Sonntag, viele Grüße, Brigitte
Lieber Sebastian,
ich finde eure Infos auch super gut, ganz herzlichen Dank dafür! Lese gefühlt schon Stunden die Testberichte durch….
Ich bin auf der Suche nach einem portablen Boot, das ich als Frau mit 165 auch schleppen kann. Bin gestern mit dem Skubi 1xl auf dem Staffelsee gefahren, läuft super, Aufbau easy, aber ich bin mir unsicher, ab es mir auch Spaß machen würde, damit auf Flüssen zu fahren. Ist es wendig genug? Außerdem hätte ich gerne einen weniger anfälligen Boden, wenn doch einmal ein Steinkontakt auftreten sollte. Jetzt bin ich auf euer itiwit x500 gestoßen, würde es gerne ausprobieren, weiß allerdings nicht wo und wie? Ich bin zwar Anfängerin, aber tendiere eher so sportlichem Fahren. Auch das Scubi 1 würde ich gerne noch testen wollen….
Ich würde auch mehrtägige Flussfahrten durchführen wollen, dafür bietet das Scubi 1 wahrscheinlich zu wenig Stauraum.
Könnt ihr mir eure Einschätzung geben zu meinen Fragen?
Herzlichen Dank und liebe Grüße aus München, Brigitte
Hallo Brigitte,
das kommt in dem Fall wirklich auf die Flüsse an, die du befahren möchtest. Sind die Flüsse sehr eng und haben nur eine geringe Wassertiefe, gibt es sicherlich bessere Alternativen zum nortik scubi 1XL. Das Itiwit x500 ist aber auch nicht die erste Wahl für kleinere Flüsse, denn mit seiner Länge ist die Wendigkeit deutlich eingeschränkt. Hast du z.B. mal über das Gumotex Swing 1 nachgedacht? Das Gumotex Swing 1 ist auch bestens für den Einsatz auf Flüssen sowie im Wildwasser geeignet und läuft auch auf Seen noch ziemlich gut (natürlich langsamer als das scubi 1XL und x500). Zudem lässt sich mit dem Boot auch so einiges an Gepäck mitnehmen. Ein richtiger Allrounder eben und dennoch ziemlich kompakt und recht leicht.
Das x500 kannst du meiner Meinung nach höchstens in einigen Decathlon Shops Probe sitzen. Das Boot mal auf dem Wasser Probe zu paddeln, wird da eher schwer.
Beste Grüße
Christian
Hallo Sebasian,
sehr sehr informative Seite, bin seit Tagen am stöbern und lesen. Komme auch in Berlin und habe vor ein paar Jahren angefagen zu paddeln, allerdings in den USA. Jetzt wieder in Berlin und möchte nach Jahren der Pause wieder anfangen. Einsatz, Berlin und Umgebung fürs erste.
Ich schwanke zwischen Falt und Schlauch Kayak. Falt weil prinzipielle bessere Eigenschaften, Schlauch weil das Budget etwas angenehmer ist. Ich tendieren zum Famura von Gumotex.
2 Fragen dazu: ich bin 1.94 cm passt das mit dem Famura?
Und zweite Frage: was sagt ihr zum Oru Foldable kayak? Bay ST?
Viele Dank für alle Eure Infos!
Robert
Hallo Robert,
das Framura bietet schon ziemlich viel Beinfreiheit aber auf den Zentimeter genau können wir dir nicht sagen, ob das für dich mit 1.94 cm gut passt. Es macht auch immer einen sehr großen Unterschied, ob man Schuhe an hat und wenn ja, was für Schuhe. Mit leichten Sportschuhen kann man meist nochmals mehr seine Beine in das Bug strecken als mit Wanderschuhen zum Beispiel.
Das ORU Kayak sind wir selbst noch nicht gepaddelt und können daher keine Einschätzung teilen. In den USA ist das Boot ziemlich beliebt, hier in Deutschland noch ziemlich unbekannt. Das Origamikonzept kennen wir vom ONAK Kanu und das ist gerade beim Aufbau super. Allerdings liest man oft bei ORU Kayak, dass man mit dem Falten aufpassen muss, denn wenn man es nicht richtig faltet, beschädigt man sein Boot.
Welches Boot für dich auch sehr interessant sein könnte, wäre das Itiwit x500. Es ist zwar ein Schlauchkajak, welches aber bei den Fahreigenschaften locker mit vielen Faltkajaks mithalten kann. Und preislich sollte es sich sicherlich auch dort bewegen, wonach du mit deinem Budget suchst. Alternativ ist auch das nortik scubi 1 XL ein tolles Boot. Zu beiden Booten findest du auf unserer Seite einen Testbericht.
Grüße
Christian
Hallo, guter Bericht, aber das mit der Aufbauzeit für die faltkayaks stimmt aber nur für den „klassischen“ Typ mit Gerüst. Ich habe ein Tucktec und ähnlich wie das Oru faltkayak dauert der Aufbau 2-3 Minuten wenn man etwas Übung hat. Die Schale ist auch ziemlich hart, was einem fast ein Gefühl wie in einem hard-shell kayak gibt. Habt ihr Erfahrungen wie diese neueren Faltkayaks gegenüber den mehr klassischen die im Artikel beschrieben werden abschneiden?
Hallo Rudi,
ein genereller Vergleich ist schwer, da es wirklich von den Modellen abhängt. Prinzipiell müssen sich Origamiboote nicht hinter den herkömmlichen Faltbooten verstecken. Wir sind beispielsweise schon unter den Kanadiern Boote von Ally (typische Faltkonstruktion) und von ONAK (Origamikonstruktion) gepaddelt und beide Boote haben sehr gute Fahreigenschaften auf dem Wasser gehabt. Da hängt es dann eher von der Rumpfform, ab, welches Boot besser performt.
Das ORU Kajak lässt sich am ehesten mit dem nortik fold vergleichen, welches wir auch bereits testen konnten. Auch hier sind die Paddeleigenschaften sehr gut und vor allem beim Material haben wir hier den Eindruck gehabt, dass man lange Freude am Boot haben wird. Hersteller solcher Origamiboote setzen aber auf ganz verschiedene Materialien und somit ist auch hier ein genereller Vergleich nicht möglich.
Beste Grüße
Christian
Danke Dir für Deine Antwort, sehr hilfreich, ich bin bisher mit meinem tucktec sehr zufrieden, nutze es aber hauptsächlich in den Everglades oder den Mangroven inlets, also keine hohen Wellen oder schnelle fliesgeschwindigkeitein. Die Seitenwände sind sehr niedrig, kann mir vorstellen, dass das bei höherem Wellengang oder weisswasser problematisch ist. Aber für die Glades ist es super, da einfach auch über längere Strecken zu tragen, und viel Stauraum für mehrtägige Touren, und auf unseren Gewässern mit vielen „picksmoeglichkeiten“ sind inflatables nicht wirklich eine option. Einen guten Rutsch ins neue Jahr!
Wunderbar. Ein selten guter Text den du veröffentlicht hast.
Es ist nicht so einfach zu diesem Thema im www was zu finden.Und
schon was dazu gelernt!
Hallo Sebastian,
danke für‘s Feedback. Was genau meinst du mit „nicht ohne Grund“? Heißt das du/ ihr würdet letztlich doch für ein Schlauchkayak plädieren? Beste Grüße!
Hallo Rafael,
ja, wenn ich die Wahl hätte, dann im Wildwasser reines Schlauchkajak. Du kannst ja mal einfach bei Out-Trade anrufen und nachfragen. Mir hatten sie damals gesagt, dass ein nortik scubi nicht für Wildwasser gemacht ist, was auch Sinn macht (obwohl der Kiel mit zusätzlichem Material verstärkt ist, sich Schaumstoff-Pads zwischen Bootshaut und Kielstange befinden, …). Wer erfahren ist und/oder das Gewässer kennt, kommt mit einem Faltboot sicherlich gut im Wildwasser zurecht. Wenn man aber die Stromlinie nicht richtig liest, den Pegel vorher nicht richtig abschätzen kann, … dann wird man früher oder später mal ordentlich einen Stein/Felsen unterm Wasser mitnehmen oder langscharben. Das kann das Gestänge verziehen und die Bootshaut wird deutlich mehr belastet, als wenn es ein Luftschlauch wäre. Für deinen Einsatzzweck würde ich zum Gumotex Framura raten. Es ist recht kippanfällig, aber mit etwas Übung meistert man damit schon leichtes Wildwasser. Das Boot kannst du bis Wildwasserstufe 2 fahren.
Viele Grüße
Sebastian
Hallo Christian & Sebastian,
danke auch hier wieder für euren aufschlussreichen und gut erklärten Artikel! Eine Frage, die mich im Hinblick auf die eigene Anschaffung eines Bootes immer wieder beschäftigt, ist das Thema „Hybrid- & Faltkayak“ und Wildwasser (leichte Stufen). Ich möchte in der Freizeit gern ein leichtes Boot für die Tour über den See und mehrere Tage Flusswandern haben. Bei letzterem ist wilderes Gewässer ja nie ausgeschlossen. Ich tendiere vom Gewicht her zum Scubi 1/ 1XL oder dem Puffin Saco, habe aber v.a. bei Scubi 1 und Puffin Saco Bedenken, dass sie für wilderes Gewässer nicht gemacht sind. Gibt es da Erfahrungen dazu? Kann ich mit denen die Isar runterfahren?
Hallo Rafael,
es ist schon richtig, dass das Puffin Saco oder Scubi für Wildwasser nicht gemacht sind. Ich würde mit so einem Kajak nur leichtes Wildwasser paddeln, sofern der Fluss ausreichend Wasser hat (Google mal Ally Canoe Whitewater. Das wird nur im tiefen Wildwasser gepaddelt, aber auch nur selten). Bei steinigen sowie flachen und verblockten Stellen würde ich das Boot definitiv umtragen. Die Abnutzung und die Gefahr einer Beschädigung ist natürlich höher als bei einem reinen Luftboot. Konkrete Erfahrungen mit Hybrid- oder Faltkajaks im Wildwasser fehlen uns aber auch, nicht ohne Grund 🙂
Viele Grüße
Sebastian