Drop-Stitch Kajaks werden unter den aufblasbaren Kajaks immer beliebter und sind zunehmend häufiger auf den Gewässern anzufinden. Zu Beginn waren die ersten Drop-Stitch Modelle noch recht hochpreisig und kosteten doppelt bis dreifach so viel wie ein klassisches Schlauchkajak ohne Drop-Stitch. Das hat sich mittlerweile geändert, sodass sich beim Kauf eines aufblasbaren Kajaks ein Drop-Stitch Kajak sehr oft in die engere Auswahl kommt. Ob ein Drop-Stitch Kajak für dich die richtige Kaufentscheidung ist, erfährst du in diesem Artikel.
Dabei gibt es unterschiedliche Bauweisen von Drop-Stitch Kajaks, auf die wir mit all ihren Vor- und Nachteilen hier eingehen werden. Einige davon ähneln sehr stark eines klassischen Festrumpfkajaks. Durch die Verwendung der Drop-Stitch Technologie ist das Luftkajak „hart wie ein Brett“ und die Laufeigenschaften sollen sich laut Hersteller dem eines Festrumpfkajaks ähneln. Viele, die bei aufblasbaren Kajaks gezögert haben, werden nun mehr und mehr hellhörig.
Dieser Artikel ist nicht zusammenrecherchiert, sondern basiert auf unseren Erfahrungen mit zahlreichen Drop-Stitch Kajaks unterschiedlichster Marken. Den Großteil der hier vorgestellten Drop-Stitch Kajaks sind wir selbst auf Touren gepaddelt. Auf Basis dieser Erfahrungen möchten wir dir mitgeben, auf welche Details du bei der Auswahl eines Modells achten solltest.
Was ist ein Drop-Stitch Kajak?
Die Drop-Stich Technologie fand ihren Einzug in den Wassersport zuerst bei den Stand Up Paddling Boards. Denn ohne eine steife Luftkammer wäre ein Stehen auf dem Board nicht möglich. Genau diese Technologie wird auch bei Drop-Stitch Kajaks verwendet.
Es wird ein Fasergewebe (Polyester oder Nylon) verwendet. Dabei sind die obere und untere Innenwand der Luftkammer mit tausenden Textilfäden des Gewebematerials miteinander verworben. Diese Technik ermöglicht es, die Luftkammer mit einem deutlich höheren Luftdruck aufzupumpen, sodass die Luftkammer so steif und flach wie ein Brett wirkt. Auf dem Gewebematerial wird eine einfache oder mehrfache wasser- sowie luftdichte Beschichtung (PVC oder Kautschuk) aufgetragen, womit der Einsatz im Wasser ermöglicht wird.
Ein Drop-Stitch Kajak ist also nichts anderes als ein aufblasbares Kajak. Sie sind jedoch im Gegensatz zu herkömmlichen Luftkajaks ähnlich formstabil wie ein Hartschalenkajak. Dabei gibt es unterschiedliche Bauweisen von Drop-Stitch Kajaks. Es gibt Modelle, bei denen nur der Boden oder der komplette Bootsrumpf (also Boden und Seitenwände) aus Drop-Stitch Material gefertigt ist. In der Regel brauchst du nicht mal eine spezielle Luftpumpe, da die üblichen Doppelhubpumpen für Schlauchkajaks den erhöhten Druck ohne Probleme erzeugen können.
Herkömmliche Schlauchkajaks haben einen Luftboden, der in mehren Segmenten unterteilt ist (im Englischen I-Beam-Boden und im Deutschen Stegkonstruktion genannt). Dadurch entstehen im aufgepumpten Zustand die Längsrillen im Luftboden. Jedes Schlauchboot ohne die Verwendung von Drop-Stitch benötigt solch eine Konstruktion, sodass der Boden beim Aufpumpen eben bleibt. Ansonsten wird die Luftkammer so rund wie der Seitenschlauch des Luftbootes. Bei Drop-Stitch ist die Konstruktion nicht notwendig, weil die Drop-Stitch Fäden in der Luftkammer dafür sorgen, dass die Kammer beim Aufpumpen eben und flach bleibt.
Schlauchkajak mit klassischen Luftschläuchen (I-Beam Boden)
Schlauchkajak mit Drop-Stitch Boden
Schlauchkajak mit Drop-Stich Seitenwänden und Boden
Im Kontext von Drop-Stitch wird oft der Begriff Hochdruck-Luftkammer verwendet. Das hat den Hintergrund, dass Luftkammern aus Drop-Stitch einen höheren Druck zulassen. Somit sind die Luftkammern deutlich steifer als herkömmliche Luftkammern. Hersteller von Drop-Stitch Kajak grenzen ihre Hochdruck-Kammern gerne von herkömmlichen Luftkammern mit dem Begriff „Niedrigdruck-Kammern“ ab. Jedoch ist der Übergang zwischen Luftkammern ohne Drop-Stitch (aktuell zwischen 0,069 und 0,35 bar) und Luftkammern mit Drop-Stitch (aktuell zwischen 0,30 und 1,03 bar) eher fließend. Du siehst bereits, dass es keinen fest-definierten Luftdruck gibt, ab wann eine Luftkammer als Hochdruck-Kammer gilt, oder welchen Luftdruck Drop-Stitch Kammern aufweisen. Der Luftdruck ist von Hersteller zu Hersteller unterschiedlich.
Vor- und Nachteile von Drop-Stitch Kajaks
Der größte Vorteil eines Drop-Stitch Kajaks ist, dass das Kajak mit einem deutlich höheren Luftdruck aufgepumpt werden kann und somit deutlich steifer bzw. formstabiler ist. Der feste Luftboden ermöglicht einen komfortableren Ein- und Ausstieg, da der Boden nicht wie beim herkömmlichen Luftboden nachgibt. Auch wirkt ein Schlauchkajak mit Drop-Stich Boden hochwertiger und „aufgeräumter“ im Innenraum. Auf den ersten Blick würde man denken, dass es ein Festrumpfkajak ist.
Die Verwendung von Drop-Stitch ermöglicht ebenfalls Bauweisen von Luftkajaks, die sonst nur Falt- und Festrumpfkajaks vorbehalten waren. So kann beispielsweise mit dem Einsatz von Drop-Stitch deutlich schlankere Kajaks konstruiert werden, die bessere Laufeigenschaften und gleichzeitig ein gutes Platzangebot im Innenraum haben. Darüber hinaus haben Drop-Stitch Kajaks aufgrund ihrer deutlich höheren Steifigkeit in der Regel eine bessere Trimmung auf dem Wasser, also eine längere Wasserlinie und somit bessere Fahreigenschaften bzgl. Geschwindigkeit und Geradeauslauf.
Nicht zu vergessen ist, dass auch Drop-Stitch Kajaks aufgrund ihrer Luftschläuche einen höheren Auftrieb als Hartschalenkajaks haben und somit eher auf dem Wasser als im Wasser schwimmen. Daher bleibt der große Nachteil eines Luftkajaks bestehen: die Windanfälligkeit. In Kombination mit der hohen Steifigkeit verhält sich ein Drop-Stitch Kajak bei kleinen Wellen wie ein Brett. Das Boot reitet die Wellen weniger sanft ab, sondern klatscht regelrecht auf. Im Vergleich zu klassischen aufblasbaren Kajaks haben Drop-Stitch Kajaks aufgrund des höheren Materialeinsatzes ein größeres Packmaß und wiegen etwas mehr. Auch bieten Drop-Stitch Kajaks ein geringeres Zuladungsgewicht. Obwohl Drop-Stitch Kajaks in den letzten Jahre deutlich günstiger geworden sind, sind sie in der Regel teurer als Einsteigermodelle klassischer Schlauchkajaks.
Im Vergleich zu herkömmlichen Schlauchkajaks ohne die Verwendung von Drop-Stitch findest du die Vor- und Nachteile von Drop-Stitch Kajaks nachfolgend nochmal kompakt zusammengefasst.
Vorteile
+ höhere Steifigkeit und Formstabilität + bessere Laufeigenschaften möglich (aufgrund besserer Trimmung auf dem Wasser und schlankerer Bauweisen) + hohe Trittsicherheit beim Ein- und Ausstieg (fester Drop-Stich Boden gibt nicht nach) + mehr Platz im Innenraum (bei Full Drop-Stitch Kajaks) + Kajaks hängen beim Umtragen kaum durch + Innenraum wirkt hochwertiger / „aufgeräumter“
Nachteile
– etwas größeres Packmaß und höheres Transportgewicht – höhere Anschaffungskosten – Windanfälligkeit weiterhin gegeben – geringerer Luftauftrieb und somit geringeres Zuladungsgewicht – aufgrund des flachen und ebenen Drop-Stitch Boden bei offenen Kajaks schneller das Spritzwasser im Innenraum (bei herkömmlichen Kajaks sammelt sich das Wasser zuerst in den Längsrillen) – teurer als Einsteigermodelle klassischer Schlauchkajaks
Drop-Stitch Kajaks im Überblick
Zur besseren Übersicht lassen sich Drop-Stitch Kajaks grob in Kajaks mit Drop-Stitch Boden und Full Drop-Stitch Kajaks unterteilen. In jeder dieser Kategorie haben wir schon mindestens ein Drop-Stitch Kajak getestet, wozu es einen ausführlichen Testbericht auf unserer Seite gibt.
Prinzipiell sind viele Modelle innerhalb einer Kategorie trotz unterschiedlicher Marke verblüffend ähnlich und unterscheiden sich hauptsächlich in der Farbgebung, den Abmessungen und den Ausstattungsdetails. Beispiele hierfür sind:
- Advanced Elements Airvolution* vs. Extasea Ultimate* vs. Jbay Zone*
- Verano Cayman Duo* vs. Extasea Race* vs. Tahe Air Beach*
- Aqua Marina Steam* vs. Zray Tortuga*
- Tahe Breeze* vs. Skinhawk Premium* vs. Extasea DS Double*
All diese Drop-Stitch Kajaks werden ausschließlich in Asien produziert und von diversen deutschen oder europäischen Importeuren für sie leicht angepasst (optisches Design fürs Branding und Ausstattung wie Sitz, Fußstütze, Gepäcknetz, …) und unter ihrer eigenen Marke vertrieben. Gumotex und Itiwit* stechen hier hervor, da hinter diesen Marken eine echte Produktentwicklung steckt und somit ihre Drop-Stitch Kajaks einmalig auf dem Markt sind (z.B. Itiwit x500* oder Gumotex Rush*). Im Vergleich zu Itiwit produziert Gumotex als eines der letzten Hersteller noch in Europa, Tschechien. Im folgenden werden wir auf die einzelnen Bootstypen näher eingehen und passend auf ein paar Modelle dieser Kategorie verlinken.
Aufblasbare Kajaks mit Drop-Stitch Boden
Bei diesen Drop-Stitch Kajaks besteht der Boden aus einer Drop-Stich Kammer und die Seitenwände aus herkömmlichen voluminösen Luftschläuchen. Durch den flachen Drop-Stitch Boden und die breiten runden Seitenschläuche sind die Kajaks besonders kippstabil. Es gibt diese Kajaks mit herausnehmbarem und fest integriertem Drop-Stitch Boden.
Kajaks mit herausnehmbarem Drop-Stitch Boden haben die geringsten Anschaffungskosten unter den Drop-Stitch Kajaks. Sie bieten bereits eine sehr hohe Kippstabilität und Trittsicherheit beim Ein- und Ausstieg. Darüber hinaus ist die Drop-Stitch Luftkammer durch die äußere Bootshaut zusätzlich vor Grundberührungen geschützt und könnte im Falle eines Defekts sogar einfach ausgetauscht werden. Bei einigen Modellen wird der Boden nur eingelegt und durch das Aufpumpen der Seitenschläuche wird der Drop-Stitch Boden in der richtigen Position gehalten. Bei anderen Modellen hingegen wird der Boden zusätzlich mit Riemen befestigt.
Wie steif bzw. formstabil das Kajak ist, hängt von der Größe des einlegbaren Drop-Stitch Bodens, dessen Luftdruck und den Luftdruck der Seitenschläuche ab. Der Luftdruck des einlegbaren Drop-Stitch Bodens variiert je nach Modell zwischen 0,3 und 0,5 bar. Die erhöhte Trittsicherheit ist auch schon bei einem 0,3 bar Drop-Stitch Boden gegeben. Bei den Seitenkammern variiert der Luftdruck je nach Modell zwischen 0,1 und 0,2 bar. Für eine gute Formsteifigkeit solltest ab einem 2-Personen Kajak darauf achten, dass die Seitenschläuche einen Luftdruck von 0,2 bar aufweisen.
Ein konkretes Beispiel ist das Aqua Marina Steam 412. Es besitzt für die Länge von 412 cm einen schmalen Drop-Stitch Boden mit 0,3 bar und Seitenschläuche mit 0,1 bar. Bei Umtragungen hängt das Kajak schnell durch, sofern sich Umgebungs- und Wassertemperatur stark unterscheiden. Auch beim Abstützen auf den Luftschläuchen, um sich z.B. richtig in den Sitz zu setzen, geben die Seitenkammern ordentlich nach.
Das deutlich günstigere Itiwit x100+ bietet hingegen eine deutlich höhere Formsteifigkeit, obwohl der Drop-Stitch einen mininmal höheren Luftdruck von 0,35 bar hat. Gründe für die höhere Formsteifigkeit sind vor allem, dass im Verhältnis zur Kajaklänge der Drop-Stitch Boden größer dimensioniert ist und somit dieser den Bootsrumpf deutlich besser aussteift sowie dass die Seitenschläuche einen höheren Luftdruck von 0,2 bar haben.
Eine noch höhere Formsteifigkeit bieten Kajaks mit integriertem Drop-Stitch Boden. Bei diesen Kajaks ist der Drop-Stitch Boden fest im Boot verklebt. Sie sind in der Anschaffung in der Regel etwas teurer als Kajaks mit einlegbarem Drop-Stitch Boden. Der Aufbau gestaltet sich minimal einfacher, da das Einlegen einer Drop-Stitch Kammer kein großer Akt ist.
Kajaks dieser Art haben in der Regel einen Luftdruck von 0,2 bis 0,25 bar auf den Seitenschläuchen und 0,5 bis 0,7 bar auf dem Drop-Stitch Boden. Sie bieten eine gute Ausgewogenheit zwischen besseren Laufeigenschaften und hoher Kippstabilität.
In dieser Kategorie gibt es die einzigen Drop-Stitch Kajaks, das Gumotex Thaya und Gumotex Rush, die in Europa produziert und gänzlich auf PVC verzichten. Stattdessen wird eine Kautschuk Beschichtung verwendet. Kajaks mit diesem Material sind aus unserer Erfahrung abriebfester und kompakter im Packmaß. Interessant sind diese Kajaks für diejenigen, die ihr Boot im ÖPNV transportieren und häufig auf Flusstouren (wo Grundberührungen häufiger vorkommen) unternehmen möchten. Gumotex Drop-Stitch Kajaks sind die kostenintensivsten Drop-Stitch Kajaks auf dem Markt. Die Verarbeitung, das Material, die Produktion in Europa und der Service (Reparatur Möglichkeit auf Garantie innerhalb von 2 Jahren und nach Garantie gegen Gebühr) rechtfertigen aus unserer Sicht die deutliche Preisdifferenz.
Full Drop-Stitch Kajaks
Bei aufblasbaren Kajaks mit einer kompletten Drop-Stitch Konstruktion ist das komplette Kajak aus Drop-Stitch Material gefertigt. Diese Kajaks werden auch als Full Drop-Stich oder High Pressure Kajaks bezeichnet. Der Großteil der Full Drop-Stitch Kajaks hat insgesamt drei separate Full Drop-Stitch Kammern. Die eine Kammer bildet den Boden und die anderen zwei Drop-Stitch Kammern bilden die Seitenwände des Kajaks.
Erst durch den Einsatz einer Full Drop-Stitch Bauweise sind Bootsbreiten von sogar unter 65 cm möglich (z.B. Itiwit x500*), wohingegen aufblasbare Kajaks (mit oder ohne Drop-Stitch Boden) aufgrund ihrer voluminösen Seitenschläuche im Vergleich recht breit sind.
Full Drop-Stitch Kajaks sind mit wenigen Ausnahmen jedoch aufgrund ihrer dünnen Seitenwände deutlich kippliger als Kajaks nur mit Drop-Stitch Boden oder mit klassischen Luftboden. Dafür bieten diese Full Drop-Stitch Kajaks aufgrund der dünnen Seitenwände einen schmaleren Bootsrumpf und bessere Laufeigenschaften sowie mehr Platz im Innenraum. In der Regel kauft man sich mit der höheren Kippligkeit bessere Laufeigenschaften (bzgl. Geradeauslauf und Geschwindigkeit) ein. Sie sind die formstabilsten aufblasbaren Kajaks, die es auf dem Markt gibt.
Wenn du genauer hinschaust, wird dir auffallen, dass sich 90% der Full Drop-Stitch Modelle von der Konstruktion sehr ähneln: offenes Kajak mit einem flachen schmalen Drop-Stitch Boden und zwei Seitenwänden aus Drop-Stitch (z.B. Aqua Marina Tomahawk, BIC YakkAir).
Das Itiwit x500 stellt unter den Full Drop-Stitch Kajaks eine Besonderheit dar. Es ist ein geschlossenes Kajak, dessen Drop-Stitch Bodenkammer so konstruiert, dass der Boden eine V-Form mit einer klaren Kiellinie bildet. So hat das Kajak auch ohne Finne einen guten Geradeauslauf. Unter den Drop-Stitch Kajaks ist das Itiwit x500 am kippanfälligsten, bietet aber gleichzeitig mitunter die besten Fahreigenschaften. Es richtet sich an Fortgeschrittene und Wassersportler.
Dann gibt es noch unter den Full Drop-Stitch Kajaks eine Konstruktion mit zwei Drop-Stitch Luftkammern (z.B. Extasea Ultimate). Die eine Drop-Stitch Kammer bildet einen leicht abgerundeten flachen Boden und somit das Unterschiff des Kajaks. Die zweite umlaufende Drop-Stitch Kammer, die oben auf der Bodenkammer aufgebracht ist, bildet das Verdeck mit einer großen Cockpit Öffnung. Das halboffene Kajak ähnelt stark eines Sit-On-Top Kajak. Es bietet eine hohe Kippstabilität und bei Verwendung einer Richtungsfinne gleichzeitig gute Laufeigenschaften auf dem Wasser. Es richtet sich an Paddeleinsteiger, die trotz hoher Kippstabilität nur wenig Abstriche bei den Laufeigenschaften machen möchten.
Merkmale und Ausstattung von Drop-Stitch Kajaks
Auf die unterschiedlichen Bauweisen und Luftdrücke sind wir bereits eingegangen. Beides bestimmt die Steifigkeit und die Laufeigenschaften des Kajaks. Einige Hersteller versehen das Kajak zusätzlich an der Bug- und Heckspitze mit Hartschalenelemente, die Bug und Heck noch besser ausformen, sodass das Wasser besser geschnitten wird.
Drop-Stitch Kajak mit einem flachen Boden lassen sich für einen besseren Geradeauslauf mit einer oder mehreren Finnen ausstatten, sodass das Kajak beim Paddeln besser die Spur hält und es nicht sofort abdriftet, sofern du aufhörst du zu paddeln. Für die Anbringung solcher Finnen sind Kajaks mit einem oder mehreren Finnenkästen am Unterboden versehen. Die dafür benötigte(n) Finne(n) sind bereits im Lieferumfang so gut wie immer mit enthalten.
Des weiteren gibt es Drop-Stitch Kajaks in den unterschiedlichsten Größen und Abmessungen, die ebenfalls das Verhalten des Kajaks auf dem Wasser beeinflussen. Das schmalste Drop-Stitch Kajak (Itiwit x500*) ist 64 cm schmal und das breiteste Drop-Stitch Kajak (Itiwit x100+*) ist 103 cm breit. Je breiter das Kajak desto kippstabiler und je schmaler das Kajak desto besser die Laufeigenschaften.
Darüber hinaus gibt es Drop-Stitch als 1-, 2-, 3 und 4-Personen Kajaks. Dabei können die Abmessungen und somit das Platzangebot in der gleichen Personenanzahl sich deutlich unterscheiden. So ist z.B. das Itiwit x100+ 3-Sitzer* 410cm lang und das Extasea Race 470* um 60cm länger, obwohl beide 3-Personen Kajaks sind. Nicht nur mehr Platzangebot gibt es im längeren Kajak, sondern auch bessere Laufeigenschaften. Dafür ist das kürzere Kajak in der Regel wendiger. Wer zu viert in einem Boot unterwegs sein möchte, kommt am Itiwit x100 4-Sitzer* nicht herum. Es ist aktuell das einzige 4-Personen Drop-Stitch Kajak auf dem Markt.
Neben den Abmessungen solltest du auch darauf, bis zu welchem Zuladungsgewicht das Kajak geeignet ist, da dieses sich von den Modellen ebenfalls unterscheidet. Für die Verstauung von ein oder zwei Ruck-/Packsäcken sind viele Kajaks mit Gepäcknetzen auf den Spritzdecken am Bug und Heck ausgestattet, sodass das Gepäck beim Paddeln nicht unnötig Platz im Innenraum wegnimmt oder stört.
Beim Material eines Drop-Stitch Kajaks spricht fast jeder Anbieter von einem sehr robusten Material. Das Fasergewebe eines Full Drop-Stitch Materials wird bei fast allen Modellen mit PVC beschichtet (mit Ausnahme von Gumotex). Dabei sind die einfache und doppelte Beschichtung am häufigsten anzufinden, die jedoch oft nicht vom Anbieter angegeben werden. Das Gewicht des Kajaks gibt jedoch erste Hinweise darauf. Ein Drop-Stitch Kajak für 2 Personen kann zwischen 15 und 25 kg wiegen. Haben zwei Kajaks fast die gleichen Abmessungen, hat das Kajak mit dem höheren Gewicht mehrere Beschichtungen. Das schwerere Kajak mit PVC Beschichtung wird robuster, aber auch schwerer zu transportieren sein.
Eine weitere wichtige Unterscheidung bei Kajaks ist, ob. das Kajak geschlossen (also mit Verdeck) oder offen ist. Es gibt nur wenige Drop-Stitch Kajak Modelle, die ein integriertes Verdeck haben (Uns ist nur das Itiwit x500 1- oder 2-Sitzer bekannt) oder sich mit einem Verdeck nachrüsten lassen (z.B. Gumotex Rush 1*, Gumotex Rush 2*, Verano California Duo*, Zelgar AZ und Spark). Ein Verdeck hält das Bootsinnere trocken und ist insbesondere dann praktisch, wenn du mit dem Kajak auch in der Nebensaison oder im leichten Wildwasser paddeln möchtest. Das Gumotex Rush 2 ist das einzige Drop-Stitch Kajak, welches du sogar mit einem 1- oder 2-Personen Verdeck nachrüsten kannst. Das heißt, du hast ein Kajak, welches du sowohl alleine oder zu zweit offen oder geschlossen paddeln kannst.
Offene Drop-Stitch Kajaks sind hingegen viel stärker verbreitet. Diese sind oft mit kleinen Spritzdecken am Bug und Heck ausgestattet. Offene Full Drop-Stitch Kajaks sind daher hauptsächlich für Seen, breite und ruhige Flüsse sowie für Zahmwasser bei schönem Wetter gedacht. Somit sind die Kajaks weniger für das Paddeln bei rauem Wetter, Wellengang oder im Wildwasser geeignet.
Für den Großteil der Freizeitpaddler reicht ein offenes Kajak vollkommen aus. Bei manchen Modellen (z.B. Aqua Marina Tomahawk*, Aqua Marina Steam*, Tahe Breeze*) kann die vordere Spritzdecke mit einem Plastikteil als eine Art Wellenabweiser aufgespannt werden. Falls dann eine kleine Welle aufs Bug kommt, läuft das Wasser nicht in den Innenraum sondern seitlich wieder ab. Wir persönlich würden auf solch ein Ausstattungsmerkmal nicht viel wert legen, da Wellen genauso seitlich ins Boot hineinschwappen können.
Aufgrund des ebenen Drop-Stitch Boden steht Wasser, welches ins Boot durch das Paddeln oder beim Einsteigen reinkommt, schneller im Innenraum und die Sitze durchnässsen (insbesondere dünne Sitzkissen). Deswegen gibt es bei einigen offenen Drop-Stitch Modellen eine oder mehrere Aussparungen (in der Fachsprache Bilge genannt) im Boden, wo sich das Wasser sammeln und am Ufer das stehende Wasser über eine Lenzöffnung abgelassen werden kann. Ansonsten hilft nur ein Sitzkissen, welches vom Material wasserabweisend ist und/oder ausreichend hoch dimensioniert ist.
Wenn dir Komfort wichtig ist, solltest du auf die Sitze achten. Komfortabel sind Sitze mit hohen Rückenlehnen und hohem Sitzpolster. Ein hohes Sitzpolster verhindert außerdem, dass du nicht sofort im Nassen sitzt, sofern Wasser ins Boot gelangt. Die komfortabelsten Sitze haben aus unserer Sicht das Gumotex Thaya* und die Itiwit x100+ Serie*. Auch die Sitze von Aqua Marina haben uns auf Touren überzeugt.
Der Großteil der Drop-Stitch Kajaks besitzt jedoch die klassischen Sitze mit sehr flachem Sitzkissen und hoher Rückenlehne. Die Sitze geben zwar guten Halt und ausreichenden Komfort im Rücken, jedoch sind wir keine Fans dieses Sitztyps. Bei einem offenen Drop-Stitch Kajak kommt nach einiger Zeit etwas Spritzwasser in den Innenraum, oder du holst dir beim Einsteigen etwas Wasser ins Boot. Schnell ist das flache Sitzkissen mit Wasser vollgesaugt und man sitzt im Nassen. Im Sommer mit Badehose ist es überhaupt kein Problem, aber ansonsten ein Nachteil. Manche Anbieter verwenden bessere Sitze, dessen Sitzkissen mind. 2cm oder deutlich höher dimensioniert sind. Bei Kajaks mit flachen Sitzkissen lässt sich ein Sitz mit erhöhtem Kissen nachrüsten (z.B. Extasea, Aqua Marina Sitz, …).
Neben eines guten Sitzes sind Fußstützen auf längeren Touren eine große Unterstützung. Denn bei einem ordentlichen Paddelschlag kommt die Kraft nicht aus den Armen sondern aus der Rotation des Oberkörpers. Die besten Fußstützen , die mit denen eines richtigen Kajaks vergleichbar sind, die in Form von Fußrasten an der Seitenwand wie auf einer Schiene befestigt werden. Solche Fußrasten findest du beim Itiwit x500, NRS Star Paragon, Tahe Breeze Pro oder Seaeagle Razorlite.
Im Vergleich dazu besitzen der Großteil der Drop-Stitch Kajaks Fußstützen in Form von „Stemmbügeln/-Kissen/-Gurten“, die im Innenraum eingehängt werden. Das funktioniert auch, ist mit den Fußstützen eines Festrumpfkajaks wenig zu vergleichen, da diese in der Regel mehr Spiel haben.
Auch gibt es Einsteiger Modelle (z.B. Itiwit x100), die keine Fußstützen haben oder deren Fußstützen für große Personen nicht zu gebrauchen sind (z.B. Aqua Marina Steam 412). Stattdessen kann jedoch die vordere Person ihre Füße im Bug und die hintere Person ihre Füße gegen den Vordersitz abstützen.
Hybride Kajaks mit Drop-Stitch
Darüber hinaus gibt es hybride Schlauchkajaks mit Drop-Stitch Boden oder Seitenwänden. Diese Kajaks bestehen aus einer Konstruktion aus Gestänge (Faltkajak) und Luftkammern. Dabei formt das Gestänge eine ausgeprägte Kielstruktur. Diese Kajaks bieten neben der x500 Serie von Itiwit (Decathlon) aus unserer Sicht mitunter die besten Fahreigenschaften.
Advanced Elements AdvancedFrame Convertible Elite* bietet ein aufblasbare Kajaks mit einlegbaren Drop-Stich Boden an. Der Drop-Stitch Boden wird auf 0,41 bar und die Seitenschläuche auf 0,14 bar aufgepumpt. Zusätzlich sind die AdvancedFrame Kajaks mit Rahmen-Verstrebungen im Bug- und Heckbereich ausgestattet. Dadurch besitzt das Schlauchkajak einen ausgeprägteren Kiel und das Bug schneidet das Wasser besser. Die Fahreigenschaften des AdvancedFrame Convertible Elite (2er Kajak) finden wir richtig gut. Mit einer Länge von 460 cm ist es eines der flottesten Luftkajaks , was wir bisher gepaddelt sind, und überzeugt auch mit einem sehr guten Geradeauslauf. Auch die Bootshaut ist robust und die Verarbeitung des Bootes solide. Nachteil ist die lange Abtrocknungszeit wegen des Nylonmaterials sowie das hohe Gewicht von 23,5 kg für ein 2er Kajak.
Das AdvancedFrame gibt es als 1- und 2-Personen Kajak. Die 2-Personen Variante lässt sich auch alleine sehr gut paddeln. Das AdvancedFrame lässt sich optional mit einem Verdeck und Steuerruder ausstatten.
Das Advanced Elements AirFusion EVO* ist eines der neueren Modelle des Herstellers. Mit einer Breite von 61 cm ist es das schmalste Schlauchkajak, was wir kennen. Die Seitenkammern bestehen aus Drop-Stitch und werden auf 0,41 bar aufgepumpt. Das Kajak hat im Boden keine Luftkammer, sondern eine Kielstange. Auf der Kielstange wird der Drop-Stitch Sitz montiert, sodass man bequem im Kajak sitzt, ohne die Kielstange zu spüren.
Das nortik Scubi 2 XL* besteht aus zwei seitlichen Luftschläuchen, die auf 0,35 bar aufgepumpt werden können. Das Scubi 2 XL hat nicht nur eine Kielstange, sondern besteht aus einem Gerüst, einer Kielstange mit Steven (Heck -und Bugstange) und Querspanten, die den Boden in die Breite aufspannen.
Das Kajak lässt zusätzlich mit einem optional erhältlichen Drop-Stitch Boden ausstatten, der einen Luftdruck von 0,7 bar. Der Boden verleiht dem Boden einen festen Boden und soll laut Hersteller in noch bessere Fahreigenschaften resultieren.