Die Idee von faltbaren Kajaks ist alles andere als neu. Schon seit langer Zeit sind Faltkajaks im Einsatz. Dementsprechend ausgereift ist auch dieses Konzept des Bootstyps. Heute überzeugen Hersteller von Faltbooten vor allem mit dem Einsatz neuer Materialien und besseren Konstruktionsweisen.
Was ist ein Faltkajak und wie ist es aufgebaut?
Ein Faltkajak ist ein Faltboot, welches prinzipiell aus zwei Hauptelementen besteht, dem Gerüst und der Bootshülle. Dabei gibt das Gerüst dem Boot seine Form und Steifigkeit. Die Hülle wird über das Gerüst gezogen und sorgt für den notwendigen Auftrieb und Schutz. Nach dem gleichen Prinzip bauten schon damals die Eskimos ihre Kajaks. Dafür stellten sie das Gerüst aus Holz her und überzogen es mit Tierfellen.
Auch heutzutage setzen einige Hersteller noch auf die traditionellen Holzgerüste, welches bei den meisten Herstellern aus amerikanischer Weißesche und verleimtes Birkensperrholz besteht. Dieses wird tauchlakiert, damit es seewasserbeständig ist. Andere Hersteller verwenden Aluminium oder Carbon für das Gestänge, wodurch nochmal eine gewisse Gewichtseinsparung möglich ist.
Die Boothaut setzt sich zusammen aus Unterschiff und Abdeckungen. Hierbei sind oft PVC/PU-Mischungen im Einsatz. Traditionelle Hersteller greifen gerne bei dem Unterschiff auf eine Kautschukmischung zurück und für das Verdeck auf imprägnierte Baumwolle.

Faltkajaks werden heutzutage aufgrund der hohen Flexibilität in Bezug auf Transport und Lagerung gekauft. Die meisten Modelle sind in einem Transportrucksack verstaubar und somit in Bus und Bahn zur nächsten Paddelregion transportierbar. Auf die Notwendigkeit eines Autos kann hier meist verzichtet werden. Man muss zudem nicht mehr zwangsläufig zum Ausgangspunkt der Tour zurückkehren. Lagern lässt sich das Boot dann schließlich im Keller oder in der Wohnung. Auf eine Garage oder einen Liegeplatz im Bootshaus kann somit ebenfalls verzichtet werden.
Aus diesen Gründen entscheiden sich heutzutage viele Paddeleinsteiger unter anderem für ein kompaktes Faltkajak. Insbesondere wenn man in einer Großstadt wohnt, wo man nicht viel Platz hat und durch die gute ÖPNV-Anbindung kein Auto besitzt, ist ein solches Faltkajak oft die einzige Möglichkeit, um selbst ein Boot zu besitzen.

Ein Faltboot muss aber nicht unbedingt gleich nach der Paddeltour abgebaut werden. Wenn man mit dem Boot im Urlaub fährt, kann man das Kajak auch ruhig über die Zeit aufgebaut lassen und es beispielsweise mit dem Auto von Ort zu Ort transportieren.
Obwohl es sich nicht um ein Festrumpfboot handelt, muss sich ein faltbares Boot auf gar keinen Fall bezüglich Fahreigenschaften verstecken. Faltbare Kajaks haben eine feste Kielstruktur und einen guten Tiefgang und weisen somit ähnlich gute Laufeigenschaften wie ein Festrumpfboot auf. Lediglich für den Auf- und Abbau ist zusätzliche Zeit einzuplanen.
Da der eine oder andere schnell von dem aufwändigen Aufbau eines Faltbootes abschreckt sein kann, bieten einige Hersteller auch Hybridvarianten an. Dabei handelt es sich um eine Kombination aus Falt- und Schlauchkajak. Die Seitenwände des Bootes bestehen aus Luftkammern und der Boden aus einer stabilen Plane. Die Stabilität und Steifigkeit des Bootes wird schließlich durch das Einsetzen eines kleinen Gestänges hergestellt.

Einsatzgebiete von Faltkajaks
Faltkajaks können prinzipiell überall dort eingesetzt werden, wo auch herkömmliche Festrumpfkajaks zum Einsatz kommen. Jedoch muss man hier etwas nach Kajaktypen differenzieren. Die sehr kurzen und breiten Wildwasserkajaks gibt es beispielsweise nicht als Faltvariante, da die Faltkonstruktion einen extremen Wildwassereinsatz nicht möglich machen würde. Bei kleineren Wildwasserstufen ist der Einsatz einiger Faltboote möglich, wie z.B. das nortik Scubi 1 XL. Durch den flexiblen Boden reitet das Boot förmlich über die Wellen.
Abgesehen von dem eingeschränkten Einsatz im Wildwasser lassen sich jedoch Faltkajaks für sämtliche Paddelgewässer uneingeschränkt nutzen. Durch die sehr guten Laufeigenschaften und den guten Tiefgang eignen sie sich hervorragend als Tourenkajaks für das Paddeln auf größeren Seen oder an der Küste.
Aber auch für die Paddeltour auf dem kleinen ruhigen See um die Ecke eignen sich Faltkajaks gut. Zu berücksichtigen gilt hier nur die etwas längere Aufbauzeit der meisten Boote.

Vor- und Nachteile von Faltkajaks
Wir haben schon den ein oder anderen Vor- und Nachteil von einem Faltkajak erwähnt. Nichtsdestotrotz möchten wir die Stärken und Schwächen hier noch einmal kurz zum Vergleich gegenüberstellen. Am meisten punkten Faltboote in Sachen Transport und Lagerung ohne dabei wirklich Abstriche bei den Fahreigenschaften zu machen. Der klare Nachteil ist der eher aufwändigere Auf- und Abbau. Vor allem beim ersten Aufbau sollte man hier ordentlich Zeit einplanen bzw. es schon zu Hause geübt haben.
Vorteile
+ gute Steifigkeit + ausgeformter Rumpf + einfacher Transport und Lagerung + gute Laufeigenschaften
+ passt sich Wellen an
Nachteile
– lange Auf- und Abbauzeiten – hohe Anschaffungskosten – Pflegeaufwand des Gestänges
Wie viel kostet ein Faltkajak?
Prinzipiell kann man sagen, dass ein Faltkajak mindestens genauso viel wie ein Festrumpfkajak kostet und in vielen Fällen auch den Preis eines Festrumpfkajaks übersteigen kann. Die Preisspanne ist aber auch hier je nach Hersteller sehr unterschiedlich. Auch spielen andere Faktoren beim Preis eine Rolle, ob es beispielsweise ein 1 Person oder Mehrpersonen-Kajak ist oder wo es produziert wird.
So ist das günstigste Faltkajak sicherlich das 1 Person Nortik Scubi 1, welches aber eher ein Hybridkajak ist, da es eine Kombination aus Falt- und Schlauchboot ist. Dieses ist bereits für unter 700€ zu haben. Ansonsten liegt der Preis für Faltkajaks oft zwischen 1000€ und 3000€. Einige Boote können auch bis zu 5000€ kosten.
So entscheiden sich oft viele Leute auch schon aufgrund des Preises gegen ein Faltkajak und eher für ein Schlauchkajak. Aber es muss auch nicht immer ein neues Boot sein. Wer dennoch ein Faltboot möchte, aber nicht so viel Geld dafür ausgeben kann, sollte auch ruhig mal auf Ebay Kleinanzeigen schauen, ob nicht in der Region jemand sein Boot loswerden möchte.

Hersteller von Faltkajaks
Da Faltkajaks schon eine lange Tradition im Bootbau genießen, gibt es dementsprechend auch eine gewisse Anzahl an Herstellern, die wir euch im Folgenden näher vorstellen möchten.
Klepper

Der Hersteller mit der längsten Tradition ist wohl Klepper mit Sitz in Rosenheim. Vor ungefähr 100 Jahren legte sein Gründer Johann Klepper den Grundstein mit der Serienproduktion von Faltbooten. 2013 wurde leider die Produktion nach Polen verlagert, aber auch heute noch steht die Marke für sehr hochwertige Faltkajaks im Faltkajakbereich. Das hat auch seinen Preis und dementsprechend sind die meisten Modelle nicht unter 3000€ zu haben. Wer ein Klepper kauft, der investiert also langfristig in sein Paddelhobby.
Beim Gerüst setzt man bis heute auf ein Holzgerüst, welches dreifach tauchlackiert ist. Dies sorgt dafür, dass es nicht nur seewasserbeständig ist, sondern auch den härtesten Belastungen widersteht. Bei einigen Modelle findet man aber auch ein Carbongerüst vor. Das Deck wird aus imprägenierter Baumwolle gefertigt, welche wasserdicht und fäulnishemmend ist. Bei der Bootshaut gibt es zwei verschiedene Varianten. Für die Boote mit grauem Unterboden wird Kautschuk und CSM (chlorsulfoniertes Polyethylen) eingesetzt. Bei Booten mit schwarzem Unterboden wird TPU (mit Polyurethan beschichtetes Polyestergewebe) verwendet.
Das bekannte Steck- und Schnappsystem von Klepper für sein Gerüst verspricht einen relativ schnellen Aufbau von 15 Minuten für geübte Paddler. Der Hersteller bietet auch die Möglichkeit des Verleihs an, falls man beispielsweise für seine nächste Expedition ein sehr gutes Faltkajak braucht. Dass Klepperboote extremen Situationen trotzen können, hat Dr. Hannes Lindemann in der 60er Jahren bewiesen, der mit einem Faltboot dieser Marke den Atlantik überquerte.
nortik

nortik ist eine Marke der deutschen Firma Out-Trade, die über Outdoor-Fachgeschäften vertrieben wird. Sie haben zwar nicht eine so eine lange Tradition wie Klepper, aber dennoch ein beeindruckendes Sortiment an Faltbooten. Gefertigt werden die Boote von einem Partner in Russland. Der Fokus liegt auf Freizeit- und auf Expeditionspaddler.
Mit der Einführung von Hybridbooten versucht man auch Interessenten zu überzeugen, die sonst vor der langen Aufbauzeit eines Faltkajaks zurückschrecken. Das scubi 1XL und scubi 2XL sind hier zwei Beispiele dieser Reihe, wobei die Seitenwände aus aufblasbaren Schlauchkammern bestehen und der Boden aus einer Bootshaut, die durch ein Gestänge in Form gehalten wird.
Selbst gepaddelt und getestet haben wir bereits folgende Boote:
Packboats

Packboats ist eine amerikanische Marke, die ebenfalls über Out-Trade in Deutschland vertrieben wird. Den Hersteller gibt es seit 1995 auf dem Markt. Anfangs wurden ausschließlich Faltkanadier gefertigt, kurze Zeit später wurde das Sortiment um Faltkajaks ergänzt. Packboats bietet Boote sowohl für Freizeitpaddler als auch für Expedititonspaddler.
Erschienen sind mittlerweile drei verschiedene Serien: Kajaks laufen unter den Serien Puffin und Quest. Kanadier werden unter der Serie PakCanoe zusammengefeasst. Wer ein sehr leichtes und kompaktes 1 Person Faltkajak für den Freizeitgebrauch sucht, sollte sich das Puffin Saco anschauen. Es wiegt unter 10kg und passt in einer größeren Sporttasche.
Pouch

Pouch entstand ursprünglich in der ehemaligen DDR aus dem VEB (volkseigener Betrieb) Kunststoff- und Textilverarbeitungswerk Pouch. 1953 gegründet, entwickelte sich der Markenname schnell zum Synonym für Faltboot in der DDR. Nach der Wende musste das Unternehmen leider in die Insolvenz gehen. 2016 kam der Neustart und mittlerweile gibt es auch wieder Pouch Boote auf dem Markt. Laut Herstellerangaben ist man zudem der einzige Hersteller, der noch seine Faltboote in Deutschland fertigt. Dies ist auf jeden Fall sehr zu begrüßen.
Kaufen kann man die Boote direkt beim Hersteller. Jedoch wird bei allen Modellen eine Lieferzeit von 60 Tagen angegeben. Man sollte den Kauf also schon im Vorfeld der Saison planen. Wahrscheinlich produziert der Hersteller derzeit auf Bestellung.
Triton advanced

Tiron advanced ist die dritte Marke im Bunde, die von der Out-Trade GmbH in Deutschland vertrieben wird. Triton ist ein Hersteller von Faltbooten aus Saint-Petersburg. Unter der Bezeichnung Triton advanced werden Boote hersgestellt, die in Kooperation mit Out-Trade entstanden sind und auch nur ausschließlich über Out-Trade in Europa vertrieben werden.
Typisch für die Faltkajaks ist das abnehmbare Verdeck. Damit kann das Boot nicht nur einfach be- und entladen werden, sondern es kann sowohl offen als auch geschlossen gepaddelt werden. Die Bootshaut besteht aus einer widerstandsfähigen PVC/PU-Mischung und das Gestänge besteht aus Aluminium.
Das Besondere an den Triton advanced Booten ist, dass sämtliches Zubehör bereits in der Grundausstattung enthalten ist, d.h. unter anderem Steueranlage, Packrucksack, abnehmbares Verdeck, Sitze, D-Ring, installierte Kiel- und Verstärkungsstreifen und Reparatur-Set. Das ist nicht nur praktisch, sondern sollte auch im Preisvergleich mit anderen Faltkajaks berücksichtigt werden.
Alternativen zu Faltkajaks
Wie schon vorher erwähnt, schrecken viele Leute vor die hohen Anschaffungskosten und die oft langen Aufbauzeiten eines Faltbootes zurück. Eine Alternative kann es sein auf ein Festrumpfkajak oder ein aufblasbares Kajak zurückzugreifen. Zudem ist ebenfalls möglich, ein Kanu oder ein Packraft in Erwägung zu ziehen.
Festrumpfkajaks
Wer schon einmal ein Kajak gepaddelt ist, der wird wohl mit hoher Wahrscheinlichkeit in einem Festrumpfkajak gesessen haben. Festrumpfkajaks sind ohne Zweifel am stärksten verbreitet. Verleihstationen führen oft ausschließlich solche Kajaks, da sie besonders langlebig und widerstandsfähig sind. Für einen Kajakverleih an einem See macht auch ein Faltkajak kein großen Sinn, denn die Boote müssen so gut wie nie transportiert werden.
Ein Festrumpfkajak ist wirklich nur eine Alternative für jemanden, der auch ein Auto hat und daheim genug Platz für die Lagerung hat. Wer sein Boot dann doch mal mit in den Urlaub per Flieger nehmen möchte, stößt auch schnell mit solch einem Kajak an seine Grenzen. Wer aber ausschließlich in der Region oder im Idealfall auf dem See in der Nähe des Hauses nach dem Feierabend oder am Wochenende paddeln möchte, der ist mit einem Festrumpfboot bestens bedient.


Schlauchkajaks
Neben Faltkajaks zielen auch Schlauchkajaks auf die gleiche Zielgruppe ab. Naturfreunde ohne Auto und die dennoch ihr eigenes Boot überall mithin nehmen möchten. Schlauchkajaks haben zwar den Ruf, dass sie schlechtere Fahreigenschaften haben als andere Kajaktypen, aber so groß ist der Unterschied bei wirklich hochwertigen Schlauchbooten nicht. Auch die Besorgnis vieler, dass ein Luftboot zum Sinken verurteilt ist, sobald ein kleiner Schaden am Boot ensteht, können wir nicht teilen. Boote von Gumotex oder Grabner beispielsweise sind sehr robust und können sehr viel wegstecken. Auch verfügen sie über mehrere Luftkammern, was für die vorgeschriebene Sicherheit sorgt.
Viele Einsteiger greifen gerne zu einem Schlauchkajak, da es hier auch Modelle für Einsteiger im niedrigeren Preissegment gibt. Im Vergleich zu Faltkajaks ist der Aufbau um einiges unkomplizierter. Im Grunde sind nur die Luftschläuche aufzupumpen und das Paddeln kann schon losgehen. In unserem Schlauchkajak Artikel erfahrt ihr mehr über diesen Kajaktyp.


Fazit zu Faltkajaks
Faltkajaks sind schon seit vielen Jahrzehnten eine echte Alternative zu Festrumpfbooten. Sie sind kompakt lagerbar und auch ohne Auto transportierbar. Somit hat man die Möglichkeit mit seinem Boot überall Paddeln zu gehen. Aufgrund der höheren Anschaffungskosten richten sich diese Kajaks aber eher an Expeditionspaddlern und Leute, die regelmäßig Touren unternehmen und bei den Fahreigenschaften so gut wie keine Abstriche machen möchten. Der Großteil der Modelle etablierter Hersteller sind qualitativ hochwertig, sodass sie eine lange Lebensdauer versprechen. Wer jedoch erst im Paddelsport einsteigt und sich noch nicht sicher ist, wie intensiv er sich dem neuen Sport widmet, ist unter Umständen mit einem aufblasbaren Kajak besser beraten.